Immer mehr Bürger werden plötzlich zahlungsunfähig – gesperrte Konten, ohne Vorwarnung. Der Grund: Künstliche Intelligenz (KI) entscheidet zunehmend über den Zugriff auf Girokonten. Ein globaler Trend, der auch in Europa immer sichtbarer wird.
KI-basierte Überwachung in Echtzeit
Moderne Banken setzen heute auf automatisierte Anti-Geldwäsche-Systeme (AML), die mittels KI und Machine Learning verdächtige Transaktionen in Echtzeit analysieren. Ob Bargeldeinzahlung, Auslandsüberweisung oder Kryptotransfer – jede Bewegung kann vom Algorithmus bewertet und blockiert werden. Das Problem: Die Betroffenen erhalten oft keine Begründung – und stehen von heute auf morgen vor gesperrten Karten, eingefrorenen Daueraufträgen und abgeschaltetem Online-Banking.
Typische Auslöser: Was die KI misstrauisch macht
Zu den häufigsten Gründen zählen:
- Bargeldeinzahlungen über 3.000 €
- Gestückelte Geldeingänge („Smurfing“)
- Transaktionen mit Hochrisikoländern
- Kryptowährungsbewegungen ohne Dokumentation
- Freundschaftsüberweisungen ohne Betreff
- Ungewöhnliche Kontonutzung („Drehscheibenverhalten“)
- Atypisches Nutzerverhalten laut Mustererkennung
Rechtslage: Sperrung ohne Vorwarnung möglich
Rechtlich bewegen sich Banken oft auf sicherem Terrain. Laut AGB genügt meist ein „berechtigtes Interesse“, um Konten temporär zu sperren oder sogar zu kündigen. Der Schutz vor Geldwäsche wiegt in der Praxis häufig schwerer als die individuelle Erklärung des Kunden – Transparenz und Einspruchsrechte sind bislang unzureichend geregelt.
Konsequenzen für den Alltag
Die Folgen können drastisch sein: finanzielle Handlungsunfähigkeit, verwehrter Zugang zu Miete, Strom und Gehalt – bis hin zur digitalen Ausgrenzung. Wer auf sogenannte „schwarze Listen“ wie das britische CIFAS-Register gerät, hat oft monatelang Schwierigkeiten, ein neues Konto zu eröffnen.
Schutzmaßnahmen für Verbraucher
Experten empfehlen:
- Transaktionen proaktiv erklären
- Belege digital bereithalten
- Zweitkonto einrichten, auch im Ausland
- Notgroschen in bar oder Edelmetallen vorhalten
- Kryptogewinne dokumentieren
- Basiskonto-Recht im Blick behalten
AMLA, Digitaler Euro & zentralisiertes Kontenregister
Mit der für 2026 geplanten EU-Aufsichtsbehörde AMLA, der Einführung des „Single Rulebook“ (2027) und einem EU-weiten zentralen Kontenregister (2029) dürfte sich der Trend zur automatisierten Überwachung weiter verschärfen. Auch der digitale Euro, aktuell in der Testphase der EZB, könnte künftig technische Sperren in Echtzeit ermöglichen.
Was als Schutzmaßnahme gegen Geldwäsche beginnt, gefährdet zunehmend die finanzielle Souveränität unbescholtener Bürger. Wer seine Zahlungsfähigkeit langfristig sichern will, muss sich frühzeitig mit den Regeln der neuen, KI-gesteuerten Finanzwelt vertraut machen.
