Die Einführung sogenannter CBMTs – kurz für Commercial Bank Money Tokens – gilt vielen Experten als das möglicherweise gefährlichste Geld-Update der Geschichte . Hinter dem Begriff verbirgt sich eine neue Form des digitalen Geldes, das nicht von Zentralbanken, sondern von Geschäftsbanken herausgegeben wird. Es handelt sich dabei um tokenisierte Sichtguthaben, also programmierbares Bankengeld, das auf Blockchain-ähnlichen Plattformen abgewickelt werden kann.
Während die technologischen Fortschritte rund um CBMTs zweifellos Chancen bieten, warnen Kritiker vor tiefgreifenden Risiken für das Finanzsystem, die Privatsphäre und die Kontrolle über das eigene Vermögen.
Was sind CBMTs?
CBMTs (Commercial Bank Money Tokens) sind digitale Repräsentationen klassischer Bankguthaben. Eine Bank „friert“ dabei den Euro-Betrag auf dem Konto ein und gibt dafür einen gleichwertigen Token aus, der in einer genehmigten digitalen Infrastruktur zirkuliert. Diese Tokens sind rechtlich weiterhin Forderungen gegenüber der Bank – ähnlich wie bei herkömmlichen Girokonten –, lassen sich aber programmieren, verfolgen und automatisieren.
Die Idee: Durch CBMTs soll Geld schneller, effizienter und flexibler nutzbar werden – vor allem im industriellen Kontext für automatisierte Zahlungen zwischen Maschinen (Machine-to-Machine Payments).
Warum CBMTs als gefährliches Geld-Update gelten
Das Konzept hat weitreichende Konsequenzen. Denn mit der Tokenisierung von Bankguthaben geht eine neue Kontrollmöglichkeit einher: Zahlungen könnten technisch gesehen zeitlich begrenzt , zweckgebunden oder ortsabhängig gestaltet werden. Auch Sperrungen von Guthaben sind theoretisch per Smart Contract realisierbar.
Zudem entsteht ein Wettbewerb um geldpolitische Macht: Wenn Banken eigene Tokens emittieren und diese massenhaft genutzt werden, könnten sie sich funktional in Richtung Zentralbanken entwickeln. Die Geldmengensteuerung durch die eigentliche Notenbank würde damit geschwächt.
Historische Parallelen: Free-Banking 2.0?
Ein Blick in die Geschichte zeigt: Schon im 19. Jahrhundert durften US-Banken eigenes Geld ausgeben – ein Modell namens „Free Banking“. Die Folge waren massive Instabilitäten, Bankpleiten und Vertrauensverluste . Einige Fachleute befürchten, dass CBMTs zu einem digitalen Revival dieser Ära führen könnten – nur in wesentlich höherem Tempo.
In Extremsituationen könnten etwa digitale Bank-Runs entstehen: Bei einem Vertrauensverlust würden Kunden massenhaft Tokens in sichere Alternativen wie digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) oder physisches Bargeld umtauschen – mit potenziell verheerenden Folgen für betroffene Banken.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Regulierung
Die Europäische Union hat mit der MiCA-Verordnung (Markets in Crypto-Assets) bereits erste Regeln geschaffen. Demnach müssen CBMTs vollständig gedeckt und transparent auditiert sein. In den USA wird unter dem GENIUS Act und STABLE Act an vergleichbaren Regelwerken gearbeitet.
Allerdings bleibt die Regulierung ein Wettlauf mit der Realität. Während staatliche Digitalwährungen wie der digitale Euro noch in der Entwicklungsphase stecken, experimentieren Banken bereits heute mit eigenen Token-Systemen – wie etwa die Deutsche Bank, DZ Bank und Commerzbank in gemeinsamen Pilotprojekten.
Chancen für Industrie und Zahlungsverkehr
Trotz der Risiken bieten CBMTs auch echte Potenziale – insbesondere im Bereich Industrie 4.0 und digitaler Zahlungsinfrastrukturen . Mit programmierbarem Geld lassen sich Prozesse automatisieren, Kosten senken und neue Geschäftsmodelle umsetzen. Gerade für Maschinenzahlungen im Cent-Bereich oder wiederkehrende Transaktionen können CBMTs eine wichtige Rolle spielen.
Auch für Privatpersonen könnten künftig neue Anwendungsmöglichkeiten entstehen – vorausgesetzt, Datenschutz, Interoperabilität und finanzielle Inklusion werden gewährleistet.

CBMTs verändern das Finanzsystem – mit offenem Ausgang
Ob CBMTs tatsächlich das gefährlichste Geld-Update der Geschichte sind, hängt davon ab, wie sorgfältig ihre Einführung gestaltet wird. Klar ist: Sie markieren einen Wendepunkt. Banken erhalten durch programmierbares Geld neue Werkzeuge – und damit neue Macht.
Für Verbraucher, Unternehmen und Staaten ist jetzt die Zeit, sich mit den Chancen und Risiken von CBMTs auseinanderzusetzen. Wer informiert bleibt und diversifiziert handelt, kann von der Transformation profitieren – und sich gleichzeitig vor potenziellen Kontrollverlusten schützen.